Eröffnung im Kreuzgang des Altenwohnheimes der Arbeiterwohlfahrt
Präludium (Flötenkreis)
Heute soll nun diese Tür vom Kreuzgang zur Kirche wieder geöffnet werden, die im Zuge einer Renovierung einmal zugemauert wurde. Damit möchten wir älteren, behinderten und gehbehinderten Menschen aus dem Altenwohnheim und der Stadt wieder einen Zugang zur Kirche doch auch zum Gottesdienst ermöglichen. Jugendliche haben aus dem Schulalltag heraus die Initiative ergriffen, uns Erwachsene zu ermutigen, genau hinzuschauen, wo das Leben und Zusammenleben für Menschen einfacher gestaltet werden kann. Sie jedenfalls haben gespürt, dass etwas nicht stimmen kann, wenn gerade alten und/oder behinderten Menschen der Zugang zur Kirche erschwert oder so gut wie versperrt wird. Durch das Verständnis einer breiten Öffentlichkeit, die sich mit verantwortlich fühlte und sich auch finanziell engagierte, konnte nun wieder eine Tür eingebaut werden, die unseren modernen Maßstäben und Vorschriften entspricht.
Was soll das, so ein Wirbel um eine kleine, fast unscheinbare Tür, so werden manche denken, wobei vergessen wird, dass jede offene Tür Zugänge schafft, dazu einlädt in der Kirche ganz für sich selbst einmal zur Ruhe kommen zu dürfen, nachdenken zu können. Diese nun wieder offene Tür hatte ja vom Ursprung her sehr bewusst hier ihren Ort, um Menschen einen Zugang auch zum Gottesdienst zu ermöglichen, die durch Treppen und Stufen sonst keine Möglichkeit oder nur sehr erschwerte Möglichkeiten gehabt hätten, einen Gottesdienst mitzufeiern. So eröffnen wir heute eben nicht nur eine Tür, sondern eine, der dem Gottesdienst wesentlichen Türen dieser Kirche und dieser Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt überhaupt.
"Porta patet cor magis", diese Worte
standen über meinem Elternhaus, einem lutherischen
Pfarrhaus, in Norddeutschland: "Die Tür
steht offen, das Herz noch mehr!"
Wo dieser Satz für eine Kirche, eine gottesdienstliche
Gemeinde in ihrem Umgang mit Kindern, älteren
und behinderten Menschen nicht stimmt, wo
sie durch verschlossene Türen ausgeklammert
werden und seien es die unserer Herzen,
vertreibt sie Gott aus ihrer Mitte. Wie
sehr stimmt dieser Satz aber auch für dieses
Altenwohnheim. Hier gehen ja alle zentralen
Räume von diesem Kreuzgang aus. Täglich
sind wir durch das Kreuz Jesu an die Solidarität
Gottes mit der Welt erinnert, ihren Tiefen,
ihrer Trauer, ihrer Vergänglichkeit, ihrem
Leid. So kommt es durch die Begleitung und
Pflege der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
anvertrauten Menschen hier im Haus darauf
an, auch die Herzen offen zu halten.
"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit ...", so singen wir es in der Adventszeit in Anlehnung an den 24. Psalm. Menschen pilgern nach Jerusalem, sie möchten den Tempel besuchen, den Ort an dem sie die ganz besondere Gegenwart ihres Gottes glauben. In einer feierlichen liturgischen Form wechseln Bekenntnisse, Fragen und Antworten einander ab, weil es ein ganz besonderes Fest zu feiern gibt: den Einzug Gottes in sein Heiligtum:
So sind die Menschen, die nach Gott fragen
und in seine Nähe kommen dürfen.
So sind die wahren Nachkommen Jakobs.«
»Öffnet euch weit, ihr ehrwürdigen Tore!
Der König will einziehen,
dem alle Macht gehört!«
»Wer ist dieser mächtige König?«
»Es ist der HERR, der Starke und Gewaltige!
Der HERR, der Sieger in jedem Kampf! -
Öffnet euch weit, ihr ehrwürdigen Tore!
Der König will einziehen,
dem alle Macht gehört!«
»Wer ist dieser mächtige König?«
»Es ist der Herr über Himmel und Erde!
Er ist der höchste König,
ihm gehört alle Macht!«
Liebe Gemeinde,
am 19. September 2000 erhielt der damalige Kirchengemeinderatsvorsitzende Dr. Aldinger einen handgeschriebenen Brief der Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 und 7 der Hauptschule Kenzingen mit den Unterschriften aller Beteiligten. In diesem Brief wird beschrieben, dass im Religionsunterricht das Thema "Behinderte" behandelt wird und sie, die Schüler, herausgefunden haben, dass der Zugang zur Kirche nicht behindertengerecht gestaltet ist. Sie bitten darum, die Kirche behindertengerecht einzurichten. Das war der Startschuss für dieses Projekt.
Heute, ca. 2 Jahre später ist es soweit, die Tür ist eingebaut und wird im Rahmen dieses Gottesdienstes eingeweiht. Zum Gelingen dieses Projektes haben Viele beigetragen und so möchte ich mich im Namen der Evangelischen Kirchengemeinde bedanken bei der Klasse 9 der Hauptschule und hier auch ausdrücklich bei den Schülerinnen und Schülern, die bereits im Sommer aus der Schule entlassen wurden. Ihre Beharrlichkeit war beispielhaft und verdient unsere Achtung. Der Dank gehört auch der Schulleitung, Herrn Wenz und allen Lehrern, die diese Idee mitgetragen haben.
Herr Bührer, Leiter des Altenwohnheimes war von Anfang von dieser Idee der Türöffnung begeistert und war aktiv bei der Umsetzung beteiligt. Er freut sich über diesen Zugang zur Kirche, der eine wesentliche Erleichterung für die ihm anvertrauten Bewohner des Heimes darstellt. Auch ihm möchte ich meinen Dank aussprechen.
Wie Sie alle wissen, braucht man für solch
ein Vorhaben vor allem Geld. Es war klar,
dass dieses nur aus Spenden kommen konnte.
Es ist mir deshalb wichtig, im Namen der
Evangelischen Kirchengemeinde allen Spendern,
das sind Privatpersonen und Firmen herzlich
zu danken für Ihre finanzielle Mithilfe.
Zum Schluss möchte ich Sie auf ein Schild
hinweisen, das im Kreuzgang anlässlich der
Türöffnung angebracht wurde. Es soll eine
Erinnerung sein an all diejenigen, die an
diesem Projekt beteiligt waren. Es erinnert
auch nochmals an Frau Christel Schneider,
der es immer ein großes Anliegen war, alte
Leute sicher in die Kirche zu geleiten.
Sie hat nicht nur darüber geredet, sie hat
es auch gemacht.
Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Sonntag und zunächst einen schönen Gottesdienst.
Dein Name steht da nicht!
Die Sehnsucht nach Dir kein
Wunsch in dieser Wunschzettelzeit!?
Man macht sich auf, mehr gedrängt
als gewollt, um Geschenke einzukaufen, das
Festessen muss bedacht und organisiert,
wer soll eingeladen werden? Und dann die
Angst vor den weihnachtlichen Familientreffen,
eine innerfamiliäre Völkerwanderung setzt
sich da in Bewegung, doch Freude - so scheint
es - macht das alles letztendlich nicht.
Advent! Eigentlich ist es eine Zeit,
die uns sehr viel mehr innerlich als äußerlich
in Bewegung setzen sollte, geistige Standortbestimmungen
in Gang und zulassen müsste, doch gerade
dazu fehlt uns vielfach die Kraft, die Zeit,
die Muße, ja vielleicht auch die Bereitschaft
- anderes ist uns wichtiger.
Advent! In zwei Tagen feiern wir den Heiligen Abend. Lassen wir alle uns doch heute einmal dazu einladen, einfach nur auf biblische Texte zu hören, die uns ein wenig auf das kommende Fest einstimmen wollen. Die eben geöffnete Tür zur Kirche mag uns dabei als ein tiefes inneres Bild begleiten, öffnen auch wir uns, damit die gute Nachricht auch bei uns ankommen kann, dass Gott Mensch wird, ein Mensch in Jesus von Nazareth. Das wäre mein Wunsch für uns alle ...
In diesem Buch ist aufgeschrieben, wie die Gute Nachricht von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, ihren Anfang nahm. Es begann, wie es im Buch des Propheten Jesaja angekündigt wurde: »"Ich sende meinen Boten vor dir her, sagt Gott, "damit er den Weg für dich bahnt. In der Wüste ruft einer: "Macht den Weg bereit, auf dem der Herr kommt! Ebnet ihm die Straßen!«
Dies traf ein, als der Täufer Johannes in der Wüste auftrat und den Menschen verkündete: »Kehrt um und lasst euch taufen, denn Gott will euch eure Schuld vergeben!« Aus dem ganzen Gebiet von Judäa und aus Jerusalem strömten die Leute in Scharen zu ihm hinaus, bekannten öffentlich ihre Sünden und ließen sich von ihm im Jordan taufen.
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und um die Hüften einen Ledergurt; er lebte von Heuschrecken und dem Honig wilder Bienen. Er kündigte an: »Nach mir kommt der, der mächtiger ist als ich. Ich bin nicht einmal gut genug, mich zu bücken und ihm die Schuhe aufzubinden. Ich habe euch mit Wasser getauft; er wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.« (Mk 1,1-8).
Sehr spät erst wurde dieses Evangelium geschrieben, so dass auch in ihm, wie in den drei anderen, immer wieder theologische Fragestellungen und Überlegungen zur Sprache kommen, auf die in der jungen Kirche Antworten des Glaubens gefunden werden mussten. Sein Evangelium beginnt er mit den Worten:
Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, und in allem war es Gott gleich. Von Anfang an war es bei Gott. Alles wurde durch das Wort geschaffen; und ohne das Wort ist nichts entstanden. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht für die Menschen. Das Licht strahlt in der Dunkelheit, aber die Dunkelheit hat sich ihm verschlossen. Es trat einer auf, den Gott gesandt hatte; er hieß Johannes. Er sollte Zeuge sein für das Licht und alle darauf hinweisen, damit sie es erkennen und annehmen. Er selbst war nicht das Licht; er sollte nur auf das Licht hinweisen. Das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist und nun allen Menschen leuchtet, ist Er, der das Wort ist. Er, das Wort, war schon immer in der Welt, die Welt ist durch ihn geschaffen worden, und doch erkannte sie ihn nicht.
Er kam in seine eigene Schöpfung, doch seine Geschöpfe, die Menschen, wiesen ihn ab. Aber allen, die ihn aufnahmen und ihm Glauben schenkten, verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden. - Das werden sie nicht durch natürliche Geburt oder menschliches Wollen und Machen, sondern weil Gott ihnen ein neues Leben gibt. - Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut. Er lebte unter uns, und wir sahen seine Macht und Hoheit, die göttliche Hoheit, die ihm der Vater gegeben hat, ihm, seinem einzigen Sohn. Gottes ganze Güte und Treue ist uns in ihm begegnet. (Joh. 1, 1-14).
Ja, Herr wir sind unterwegs, unterwegs auch mit unseren Wünschen, Hoffnungen und Träumen. Ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen:
wir konnten durch das Engagement so vieler Menschen in unserer Stadt die Tür vom Kreuzgang des Altenwohnheimes zur Kirche wieder öffnen - und offen soll sie bleiben als ein Bild dafür, dass in unserer Mitte jeder Mensch willkommen ist, ganz gleich wie stark oder schwach er oder sie ist, scheinbar groß oder klein, gesund oder krank, jung oder alt, traurig oder fröhlich, als Familie oder auch allein.
Herr guter Gott, wir bitten dich: begegne uns in deinem Wort, dass nicht wir selbst uns, sondern, dass wir dich daraus gehört haben. Schenke es uns, dass diese alten biblischen Überlieferungen, Worte des Glaubens und des Vertrauens es schaffen, Dich auch auf unseren Wunschzettel zu setzen. Denn was könnte uns in dieser Welt mehr helfen, als ein von Herzen verschenkter Glaube, in dem Gott selbst sichtbar und spürbar wäre? Darum, Herr, begleite uns alle auf das kommende Weihnachtsfest hin: die Fröhlichen und die Traurigen, die Neugierigen und die Gleichgültigen, die Streitenden und die, die den Frieden lieben.
Sei bei allen, die Angst vor dem Fest haben, welche ihre Einsamkeit bedrückt, die ihren Glauben längst im Alltag und dem Alltäglichen ihres Lebens verloren haben. Herr, mit dir wollen wir auf das kommende Fest hin unterwegs sein, dann wird Weihnachten endlich wieder einmal wirklich Weihnachten sein. Alles, was uns noch bewegt, bringen wir vor Gott, in dem wir in der Stille beten: ...
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.