Evangelische Kirchengemeinde Kenzingen

Nachweihnachtliche biblische Texte, Sonntag nach Weihnachten, 29.12.2002

Begrüßung:

Liebe Gemeinde! Weihnachten? Das Fest ist vorbei, die Handelswelt zieht Bilanz, hat es sich gelohnt, das Fest? Wie sieht unsere Bilanz aus, was hat es uns in diesem Jahr gebracht, wozu uns bewegt? Was fangen wir nun im Alltag mit dem Kind in der Krippe an, dem Mann vom Kreuz? Lassen wir uns heute noch einmal gedanklich von den Worten der Bibel leiten und hören, wie es nach der Geburt Jesu - damals - weiterging. In jedem Fall soll immer wieder in unseren Gottesdiensten anklingen, was uns als Gotteslob von den Engeln über den Feldern Bethlehems verkündigt wird: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden.

Gebet:

Herr, guter Gott! Wir danken dir für diesen Gottesdienst, an dem wir noch einmal in dein gutes Wort hineinhören durften, das uns von Menschen überliefert ist. Wir danken dir, dass es eben nicht nur um ein unproblematisches Kind in einer Krippe geht, sondern, dass du in diesem Kind fortlebst und deutlich machen möchtest, aus welchem Geist heraus wir Menschen leben könnten. Dein Wort fordert uns in unserer Art zu leben heraus, es fordert Geist: den Mut zur Auseinandersetzung, den Mut zum Bekenntnis des Glaubens, den Mut dazu, jeden Tag neu damit anzufangen, das Gesicht dieser einen Welt menschlicher zu prägen.

Herr, so denken wir an alle unter uns, die Macht haben und ausüben, lass sie verantwortlich damit umgehen. Wir denken an alle Christen weltweit und in allen Konfessionen, dass wir geschwisterlicher miteinander umgehen und auf Rechthaberei verzichten. Wir denken an alle, die sich in diesen Tagen und Nächten einsam fühlen, die traurig oder krank sind, die schwer an ihren weihnachtlichen Gefühlen zu tragen haben, - stell uns an ihre Seite. Wir beten für uns und alle, die sich in ihren Kirchen engagieren, segne ihren Dienst, so wie wir dankbar an alle denken, die uns den Weg in deine Gegenwart vorangegangen sind. Amen.

Meditativer Text:

Dagmar Beiersdorf:
Du bist zu früh gegangen

Du bist zu früh gegangen
du solltest noch einmal
unter uns leben so wie damals
mit deiner liebe deinen worten
die menschen verlernten es
dir gegenüber ehrlich zu sein
damals haben sie die
armut ihrer seele
offen gezeigt den hass
ihres lieblosen herzens:
sie wollten dich töten
als du geboren wurdest
sie verlachten und verachteten dich

sie spuckten dir vor die füße
sie nagelten dich an das kreuz
und würfelten um deine kleider
heute kennen sie dich
nicht mehr sie behängen dich
im winter mit lametta
und bunten kugeln
im frühling verstecken sie
eier süße bemalte dinger
in deinen händen
deinen augen
deinen wunden
du bist zu früh gegangen christus
sie kennen dich nicht mehr
sie behängen dich mit gold
und lametta im winter
sie kennen dich nicht mehr

Pfarrer:

Liebe Gemeinde! Im Matthäusevangelium begegnen uns immer wieder Zitate aus dem Alten Testament. Der Schreiber dieses Evangeliums möchte damit gerade die Menschen ansprechen und erreichen, die aus dem Gottesvolk Israel stammen. Sie erinnert er immer wieder neu an die Worte der Propheten und schlägt so eine Brücke zwischen der jüdischen Bibel und dem Leben und Wirken Jesu.

Wie also geht es hier im Evangelium weiter, nachdem uns ein langer Stammbaum Jesu daran erinnert hat, dass Gott ein Mensch wird, ein Mensch mit Vorfahren und Familie, ein Mensch mit allem, was zu einem Menschsein dazu gehört. Sofort sind wir wieder mitten in der Welt: Sterndeuter, Weise haben sich auf den Weg gemacht, um ein neugeborenes Kind zu suchen, dessen Stern am Himmel aufgegangen ist, was dem im Volk ohnehin ungeliebten König Herodes einen Schrecken einjagt. Wenn Sterndeuter sich auf den Weg machen, dann muss es ein besonderer Stern sein, um den es geht, und darum auch ein ganz besonderer Mensch. Er wittert Konkurrenz.

Die Sterndeuter, so werden wir es gleich hören, finden das Kind, doch verraten es nicht an den König, so dass er skrupellos einen Kindermord in Bethlehem befiehlt. Joseph, durch einen Traum gewarnt, flieht mit dem Kind nach Ägypten und kommt erst nach dem Tod dieses tyrannischen Königs heim. Jesus, schon als Kind ein Flüchtling, ein Mensch, der auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Wann aber, so bleibt zu fragen, werden die modernen Herodesse endlich mit ihrem menschenverachtendem Treiben aufhören?


Liturg: Matthäus 2,1-21

Jesus wurde in Betlehem in Judäa geboren, zur Zeit, als König Herodes das Land regierte. Bald nach seiner Geburt kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: »Wo finden wir den neugeborenen König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.« Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle führenden Priester und Gesetzeslehrer im Volk Gottes zu sich kommen und fragte sie: »Wo soll der versprochene Retter geboren werden?« Sie antworteten: »In Betlehem in Judäa. Denn so hat der Prophet geschrieben:

"Du Betlehem im Land Juda! Du bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten in Juda, denn aus dir wird der Herrscher kommen, der mein Volk Israel schützen und leiten soll.’« Daraufhin rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und fragte sie aus, wann sie den Stern zum erstenmal gesehen hätten. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: »Geht und erkundigt euch genau nach dem Kind, und wenn ihr es gefunden habt, gebt mir Nachricht! Dann will ich auch hingehen und ihm huldigen.«

Nachdem sie vom König diesen Bescheid erhalten hatten, machten sich die Sterndeuter auf den Weg. Und der Stern, den sie schon bei seinem Aufgehen beobachtet hatten, ging ihnen voraus. Genau über der Stelle, wo das Kind war, blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, kam eine große Freude über sie. Sie gingen in das Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria. Da warfen sie sich vor ihm zu Boden und huldigten ihm. Dann holten sie die Schätze hervor, die sie mitgebracht hatten, und legten sie vor ihm nieder: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

In einem Traum befahl ihnen Gott, nicht wieder zu Herodes zu gehen. So zogen sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.

Nachdem die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum der Engel des Herrn und sagte: »Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten! Bleib dort, bis ich dir sage, dass du wieder zurückkommen kannst. Herodes wird nämlich das Kind suchen, weil er es umbringen will.« Da stand Josef auf, mitten in der Nacht, nahm das Kind und seine Mutter und floh mit ihnen nach Ägypten. Dort lebten sie bis zum Tod von Herodes. So sollte in Erfüllung gehen, was der Herr durch den Propheten angekündigt hatte: »Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.«

Als Herodes merkte, dass die Sterndeuter* ihn hintergangen hatten, wurde er sehr zornig. Er befahl, in Betlehem und Umgebung alle kleinen Jungen bis zu zwei Jahren zu töten. Das entsprach der Zeitspanne, die er aus den Angaben der Sterndeuter entnommen hatte. So sollte in Erfüllung gehen, was Gott durch den Propheten Jeremia angekündigt hatte: »In Rama hört man Klagerufe und bitteres Weinen: Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen; denn sie sind nicht mehr da.«

Als Herodes gestorben war, erschien dem Josef in Ägypten der Engel des Herrn im Traum und sagte: »Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und kehre in das Land Israel zurück; denn alle, die das Kind umbringen wollten, sind gestorben.« Da stand Josef auf, nahm das Kind und seine Mutter und kehrte nach Israel zurück.

Lied: 361 1,6 Befiehl du deine Wege

Pfarrer:

Am 4. Advent begegnete uns schon Johannes der Täufer, der auf das Kommen Jesu hinweist. Jetzt werden wir hören, wie die beiden Männer einander begegnen und was nach der Taufe Jesu durch Johannes der "Himmel’ selbst dazu sagt. Wo es uns Menschen die Sprache verschlägt, müssen gesprochene Bilder aushelfen. Gott verweist hier auf diesen Menschen, Jesus, so, als wolle er ihn fast öffentlich adoptieren, in dem er sagt: "Dies ist mein Sohn ..."

Danach verliert sich die Spur des Täufers, der den biblischen Berichten nach hingerichtet wird, Jesus aber beginnt seinen Weg zu gehen, einen Weg, der in der Wüste beginnt. Wo immer uns das Bild der Wüste in der Bibel begegnet, kann es gleich einige Bedeutungen haben:

Einmal ist es, wie in unserem Text, ein Ort der besonderen Nähe zu Gott, denn da ist nichts und niemand mehr, was stören und ablenken könnte, - andererseits aber auch ein Ort der Gottesferne und des Todes. Wer die Wüste in seinem Leben erfährt, ist allein, dem Tode nah. Daher kennen wir ja auch die Aussage, dass jemand "in die Wüste geschickt" wird. Einen solchen Menschen möchte man endgültig los haben. Für Jesus wird es eine Zeit des Nachdenkens und der inneren Vorbereitung auf sein angefochtenes Wirken:

Liturg: Markus 1,9-15

Zu dieser Zeit geschah es: Jesus kam aus Nazaret in Galiläa zu Johannes und ließ sich von ihm im Jordan taufen. Als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel aufriss und der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sagte zu ihm: »Du bist mein Sohn, dir gilt meine Liebe, dich habe ich erwählt.«

Gleich danach trieb der Geist Gottes Jesus in die Wüste. Dort blieb er vierzig Tage und wurde vom Satan auf die Probe gestellt. Er lebte mit den wilden Tieren zusammen, und die Engel Gottes versorgten ihn. Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, kam Jesus nach Galiläa zurück und verkündete im Auftrag Gottes: »Es ist soweit: Jetzt wird Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden.

Pfarrer:

Nach der wunderschönen Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium, hören wir davon, dass Jesus, dem Jüdischen Brauch nach beschnitten wird und nun auch "öffentlich" seinen Namen erhält. Die Eltern pilgern zum Tempel nach Jerusalem, um dieses erste Kind Gott zu weihen. Dort begegnet ihnen Simeon, ein Mann, der auf den Tag gewartet hat, an dem Gott seinen Messias senden würde. In der Begegnung mit diesem Kind bekennt er, dass sein Warten ein Ende hat, und er sein Leben nun getrost abschließen kann.


Liturg: Lukas 2,21-34

Nach acht Tagen war es Zeit, das Kind beschneiden zu lassen. Es bekam den Namen Jesus - so wie es der Engel des Herrn angeordnet hatte, noch ehe Maria das Kind empfing.

Vierzig Tage nach der Geburt war die Zeit der Unreinheit für Mutter und Kind vorüber, die im Gesetz Moses festgelegt ist. Da brachten die Eltern das Kind in den Tempel nach Jerusalem, um es Gott zu weihen. Denn im Gesetz des Herrn heißt es: »Wenn das erste Kind, das eine Frau zur Welt bringt, ein Sohn ist, soll es Gott gehören.« Zugleich brachten sie das Reinigungsopfer, wie es im Gesetz des Herrn vorgeschrieben ist: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

Damals lebte in Jerusalem ein Mann namens Simeon. Er war fromm, hielt sich treu an Gottes Gesetz und wartete auf die Rettung Israels. Er war vom Geist Gottes erfüllt, und der hatte ihm die Gewissheit gegeben, er werde nicht sterben, bevor er den von Gott versprochenen Retter mit eigenen Augen gesehen habe. Simeon folgte einer Eingebung des Heiligen Geistes und ging in den Tempel. Als die Eltern das Kind Jesus dorthin brachten und es Gott weihen wollten, wie es nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind auf die Arme, pries Gott und sagte: »Herr, nun kann ich in Frieden sterben, denn du hast dein Versprechen eingelöst! Mit eigenen Augen habe ich es gesehen: Du hast dein rettendes Werk begonnen, und alle Welt wird es erfahren. Allen Völkern sendest du das Licht, und dein Volk Israel bringst du zu Ehren.«

Der Vater von Jesus und seine Mutter wunderten sich über das, was Simeon von dem Kind sagte. Simeon segnete sie und sagte zur Mutter Maria: »Dieses Kind ist von Gott dazu bestimmt, viele in Israel zu Fall zu bringen und viele aufzurichten. Es wird ein Zeichen Gottes sein, gegen das sich viele auflehnen werden, damit so ihre innersten Gedanken an den Tag kommen. Dich aber wird der Kummer um dein Kind wie ein scharfes Schwert durchbohren.«

Pfarrer:

Noch einmal hören wir einen Text über Johannes und Jesus, doch wieder aus einer anderen Perspektive. Dem Evangelisten Johannes geht es um einen anderen Schwerpunkt, als wir es bei Markus gehört haben. Auch bei Johannes geht es - wie bei Markus - um die Wassertaufe mit dem Hinweis darauf, dass Jesus einmal mit dem "Heiligen Geist" taufen wird. Wasser- und Geisttaufe sind zwei unterschiedliche Zugänge zum Glauben an den väterlich-mütterlichen Gott Jesu. Doch Johannes verweist im Unterschied zu Markus deutlicher auf das kommende Leiden Jesu.

Außer der Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel, die uns allein im Lukasevangelium erzählt wird, gibt es keine Kindheitsgeschichten Jesu im Neuen Testament. Das Kind Jesus war den biblischen Schriftstellern nicht wichtig genug. Dagegen finden sich immerhin in den apokryphen Schriften, denen also, die nicht in das Neue Testament aufgenommen wurden, einige Erzählungen aus der Kindheit Jesu.

Liturg: Johannes 1,29-37

Als Johannes am nächsten Tag Jesus auf sich zukommen sah, sagte er: »Seht dort das Opferlamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt. Von ihm habe ich gesprochen, als ich sagte: "Nach mir kommt einer, der über mir steht; denn bevor ich geboren wurde, war er schon da.’ Auch ich kannte ihn vorher nicht. Aber eben deshalb bin ich gekommen und habe mit Wasser getauft, damit er in Israel bekannt wird.«

Johannes machte dazu folgende Zeugenaussage: »Ich sah, dass der Geist Gottes wie eine Taube vom Himmel auf ihn kam und bei ihm blieb. Vorher wusste ich nicht, dass er es war. Aber Gott, der mir den Auftrag gab, mit Wasser zu taufen, hatte zu mir gesagt: "Wenn du einen siehst, auf den sich der Geist niederlässt und bei dem er bleibt, dann weißt du: Das ist der, der mit dem Heiligen Geist tauft.’ Das habe ich gesehen«, sagte Johannes, »und ich verbürge mich dafür, dass dieser der Sohn Gottes ist.«

Am nächsten Tag stand Johannes an derselben Stelle, und zwei von seinen Jüngern waren bei ihm. Als er Jesus vorbeigehen sah, sagte er: »Seht dort das Opferlamm Gottes.« Die beiden hörten es und gingen Jesus nach.


Letzte Änderung: 09.01.2003
Pfr. Hanns-Heinrich Schneider