Gemeinsamer Gottesdienst zum Bombacher Weinfest, Prediger 9, 7

 

 

 

„..Geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn so hat es Gott für die Menschen vorgesehen, und so gefällt es ihm..“

 

 

 

Liebe Gemeinde!

 

 

„Die Jesus-Diät: Mit Brot, Fisch und Wein zu gesundem Körpergewicht?“, so konnte ich es jetzt lesen. Also: Warum nicht einmal ein Gottesdienst zu Fragen einer Diät, vielleicht ja sogar einer Diät, die nicht nur unser Körpergewicht im Blick hat? Gemeinsam feiern wir als katholische und evangelische Christen diesen Gottesdienst hier beim 31. Bombacher Weinfest. Ein Fest zu feiern ist immer schön, weil es uns den Alltag unterbrechen hilft, uns herausnimmt aus dem Alltäglichen. Dieses Fest zu einer guten Tradition geworden, trägt dazu bei, die Gemeinschaft im Ort zu fördern und sich als gastfreundlich auch in der Region zu präsentieren. Zu einem Fest gehören Gäste, sonst wäre es ein trauriges Fest. Und nun feiern wir diesen Gottesdienst miteinander, der schon darum etwas ganz Besonderes ist, weil wir in ihm zusammen, als evangelische und katholische Christen vor unserem Gott stehen.

 

So ein Gottesdienst darf natürlich in all dem Trubel von Musik, Wein, Bratwurst oder dem Rindfleisch mit Meerrettich nicht nur ein mehr oder weniger frommes Beiwerk sein. Was also macht die Bedeutung dieses Gottesdienstes aus? Nun, er gehört dazu, weil es um Gott geht. So, wie Gott in unsere Familien hinein gehört, in unsere Arbeitswelt oder unsere Freizeitgestaltung; er sollte im Ort gegenwärtig sein, den wir miteinander teilen und auch in unseren Vereinen und Organisationen, in den Weinbergen, die Sie bearbeiten und aus denen Sie den guten Bombacher Wein ernten. Deshalb feiern wir dieses Fest, das ja in besonderer Weise unsere Lebensfreude widerspiegelt. Manchmal hat es Gott ja schwer in unserer Mitte heimisch zu bleiben und daran wollen wir uns erinnern lassen.

 

Der Wein ist so bedeutsam, dass er in der Bibel 204 X vorkommt, so tun wir also gut daran, einmal auch in einem Gottesdienst über ihn und seine Bedeutung für uns Menschen nachzudenken. Heute hören wir das Wort: „..Geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn so hat es Gott für die Menschen vorgesehen, und so gefällt es ihm...“

 

Brot und Wein gehören in der Bibel oft zusammen, denken wir nur an die Feier der Eucharistie. Sie sind Symbole der Lebensfreude und der Fülle menschlichen Lebens, denn wem das Brot fehlt, der ist arm, dem droht Hunger und damit ist sein Leben bedroht. Wem der Wein im Leben fehlt, leidet unter dem Mangel an Lebensfreude, denn wir trinken ja gerade in Gemeinschaft und mit Freunden ein Glas Wein, zu einem guten Essen oder wenn wir uns vom Tag erholen. Wer genug Brot zum Essen hat und auch auf seinen Wein nicht verzichten muss, der kann im Grunde nur Dankbarkeit empfinden, weil er fühlt, dass er lebt und in seinem Leben reicher lebt, als viele andere Menschen.

 

Wir haben das Brot zum Leben, wobei das Brot – wie es in der Vater-unser Bitte um das tägliche Brot gemeint ist - für viele Dinge stehen kann, die ein Mensch zum Leben braucht: ein Dach über dem Kopf, Gesundheit, Arbeit, Freunde, einen Ort an dem man zu Hause und heimisch ist, ja auch die Liebe gehört dazu, weil wir auch ohne sie nicht leben könnten. Der Wein hat dadurch seine besondere Bedeutung, weil er gedanklich immer mit Fest und Lebensfreude verbunden ist, mit all dem, was wir als Genuss über unsere Grundnahrungsmittel zum und im Leben haben dürfen. Wem das Brot zum Leben fehlt, der wird erst recht keinen Wein zu Hause haben, doch wer sich und anderen mit Wein eine Freude machen kann, der wird immer auch etwas zu Essen und immer ein wenig mehr zum Leben haben, als er braucht.

 

Darum wird der Mensch aufgefordert: „..Geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn so hat es Gott für die Menschen vorgesehen, und so gefällt es ihm...“ Auch das Gottesbild das uns hier vermittelt wird, ist ja so ganz anders, als wir es uns oft vorstellen. Wir haben aus Gott, wenn er denn überhaupt noch eine Rolle in unserem Leben spielt, einen grauen Moralapostel gemacht, der in den Wolken thront und uns ständig sagt, was wir tun sollen oder besser nicht. Doch schauen wir uns mit wachen Augen in der Schöpfung um, so erahnen wir etwas von dem Gott, der uns aus der Fülle heraus leben lässt, der der Welt Licht und Farbe schenkt, wo wir durch unser Tun den Himmel und das Zusammenleben in der guten Schöpfung Gottes nur allzu oft verdunkeln.

 

„Wein“ so wurde es gesagt, „ist eines der ältesten Kulturgetränke der Menschheit. Bereits den alten Ägyptern, Griechen und Römern war Wein als allgemeines Heilmittel bekannt. Aber es war Hippokrates, der den Wein um 400 vor Christus in die Heilkunst für spezifische Anwendungen einführte. Er nutzte Wein als Kräftigungsmittel für Genesende, als Beruhigungs- und Schlafmittel, bei Kopfweh und Verstimmungszuständen, als Schmerzmittel, bei Herz-Kreislaufstörungen und sogar bei Augenkrankheiten. Außerdem verschrieb er Wein bei Völlegefühl, bei bakteriellen und toxisch bedingten Darmerkrankungen und als harntreibendes Mittel. Wein wurde oberflächlich bei Wundbehandlung eingesetzt und dem Wasser wurde etwas Wein zur Desinfizierung zugesetzt... In Deutschland wurde 1892 von der Ortskrankenkasse in Heidelberg in Absprache mit den Kassenärzten Wein gegen verschiedene Krankheiten verschrieben...“ 1)

 

So, wie das Brot nicht nur für die lebensnotwendige Nahrungsaufnahme steht, so hat also auch der Wein eine Bedeutung, die sogar über den Genuss hinaus geht. Dennoch wird in der Bibel - aus gutem Grund –selbst vor dem Wein gewarnt, jedenfalls wo er im Übermaß getrunken wird. So heißt es einmal in den Sprüchen, die ebenfalls, wie unser Predigtwort aus dem Buch Kohelet, zur Weisheitsliteratur in Israel gehört:

 

„Willst du wissen, wer ständig stöhnt und sich selbst bemitleidet? Wer immer Streit hat und sich über andere beklagt? Wer glasige Augen hat und Verletzungen, die er sich hätte sparen können? Das sind die, die bis spät in die Nacht beim Wein sitzen und keine Gelegenheit auslassen, eine neue Mischung zu probieren. Lass dich nicht vom Wein verführen! Er funkelt so rot im Becher und gleitet so angenehm durch die Kehle, aber dann wird es dir schwindlig, als hätte dich eine giftige Schlange gebissen. Du siehst Dinge, die es gar nicht gibt und redest dummes Zeug. Du fühlst dich wie auf stürmischer See, wie einer, der im Mastkorb eines Schiffes liegt. Wenn du wieder zu dir kommst, sagst du:

`Man muss mich verprügelt haben, und ich habe nichts gespürt! Jetzt muss ich wach werden! Wie kriege ich nur meinen Kopf klar? Ich brauche - einen Schluck Wein!´“ (Sprüche 23, 29-35).

 

Wer Wein trinkt, soll es - ganz im biblischen Sinne - in Gemeinschaft, zur Freude und in Maßen tun, so wussten und lehrten es schon die alten Weisheitslehrer in Israel. Mit ihren Texten unterrichtete man Kinder, vor allem die von Beamten am Königshof in Jerusalem, von Botschaftern und wohlhabenden Kaufleuten. Diese Spruchweisheit erinnert uns ein wenig an die kleinen Merksätze aus Omas Küche, wie z.B.: „Morgenstund hat Gold im Mund...“. Manche dieser biblischen Gedanken fanden dann später Einlass in unser Denken. Doch die biblischen Menschen konnten differenzieren und so wird der Wein, als ein Geschenk Gottes, zur Lebensfreude und Fülle des Menschen angesehen und doch auch vor ihm gewarnt, wo man sich seiner Grenzen nicht bewusst ist und der Weingenuss in das Gegenteil umschlägt.

 

Die „Jesus-Diät!?“ „Die Jesus-Diät: Mit Brot, Fisch und Wein zu gesundem Körpergewicht? Was würde Jesus essen? Ein neuer Diät-Tend macht in den USA die Runde: Im Zuge der Jesus-Diät sollen sich die Menschen auf die Ernährungsweise zu biblischen Zeiten zurück besinnen. Nach Auffassung des amerikanischen Arztes Dr. Don Colbert, Autor des Buches `Was würde Jesus essen?´, können Menschen, die Jesus wirklich folgen wollen, die Ernährungsgewohnheiten von Jesus nicht außer Acht lassen. Für seine Ernährungsempfehlungen greift Colbert auf Angaben aus der Bibel und die zu damaligen Zeiten übliche Ernährungsweise der Bevölkerung im Heiligen Land zurück. Laut Colbert wird Jesus Nahrungsmittel vorwiegend in ihrer natürlichen Form zu sich genommen haben. Darunter viel Gemüse, vor allem Bohnen und Linsen, Brot aus Weizenmehl, Obst und als Getränke Wasser sowie ab und zu Rotwein. Fleisch habe nur selten auf dem Speiseplan gestanden, Fisch dagegen häufiger...“ 2)

 

Eine „Jesus-Diät“, darauf können wohl nur Amerikaner kommen. Aber der Gedanke gefällt mir doch, wenngleich, wie angedeutet, nicht als Diät zu einem gesunden Körpergewicht, als vielmehr zu der Wahrnehmung, wie es heute um unser Denken und Fühlen steht und um unsere Beziehung zu Gott, denn der Glaube, so scheint es mir, leidet eher an Magersucht, als an Übergewicht. Religiös leben wir ja eher in einer „fast food“ Gesellschaft. Uns auf die großen Fragen unseres Lebens immer wieder einmal neu zu besinnen, das fände ich wirklich wegweisend und zielführend. Warum sollte ein Festgottesdienst an einem Weinfest dazu nicht anregen können? Gute Weine und gute Gespräche gehören ja zusammen, warum nicht hier damit beginnen und Gott zu diesem Fest und in unsere Mitte einladen?

 

Lassen Sie uns so mit Freude und einem guten Mut – ja, wie eine lebensnotwendige Diät für die Gesundheit unserer Seele auch die Eucharistie feiern, die Gegenwart Gottes hier in unserer Mitte, bei diesem Fest und im Ort. Denn dort, wo wir Gott zu diesem Fest einladen, ihn für uns wichtig werden lassen und seine Gegenwart feiern und bekennen, da haben wir einen Grund in unserem Leben, auf dem wir aufbauen können – jeden Tag neu! Ich wünsche uns nun auch aus diesem Geist heraus, dass wir dieses schöne Weinfest weiter miteinander feiern und dann gestärkt und sogar geistlich ein wenig erholt in unseren Alltag zurück gehen können. Darum: „..Geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn so hat es Gott für die Menschen vorgesehen, und so gefällt es ihm...“ Amen.

 

 

 

 

 

 

 

Literatur:

 

 

1) www.deutscheweinakademie.de/artikel/1032809668.php

2) www.medizin.de/gesundheit/deutsch/2446.htm

 

 

Becker-Huberti, M., Lexikon der Bräuche und Feste, Freiburg, 20013, 258

 

 

 

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