Evangelische Kirchengemeinde Kenzingen

Erntedankfest, 5.10.2003

Gebet:

Herr, guter Gott! Wir danken dir, wir danken dir für das Geschenk des Lebens um uns herum, für unsere Eltern und Kinder, die Partner, die uns in unser Leben hinein geschenkt sind, für unsere Arbeit und all das, was jeden Tag auf dem Tisch steht. Wir danken dir für die Luft, die wir atmen, - das Wasser, was wir trinken, - die Erde, die Leben hervorbringt in Fülle und Überfluss. Herr, wir danken dir, dass wir im Frieden leben dürfen. Mach uns empfindsam dafür, dass unser Dank so selbstverständlich sein sollte, wie Essen und Trinken. Herr, wir danken dir.
Amen.


Liebe Gemeinde! liebe Kinder unseres Kindergartens!

Jedes Jahr freue ich mich auf das Erntedankfest, jedes Jahr mit einem kleinen schlechten Gewissen, weil Ihr mich mit Euren Erzählungen aus der Bibel oder zur guten Schöpfung Gottes daran erinnert, wie selbstverständlich ich all das nehme, was mir in mein Leben hinein geschenkt ist. Ihr wisst es ja von zu Hause, wie schwer es ist, "bitte" oder "danke" zu sagen und wie sehr wir uns immer wieder daran erinnern müssen, dass "Bitte" und "Dank" eigentlich etwas ganz wichtiges im Leben sind.

Natürlich bekommt Ihr immer von Euren Eltern, was Ihr zum Leben braucht: Essen und Trinken, Kleider, ein Zimmer, Spielzeug - und Eure Eltern erwarten dann natürlich nicht, dass Ihr vom frühen Morgen bis zum Abend laufend "Danke" sagt. Das wäre sicher zu viel. Aber "Bitte" und Dank" gehören so zu unserem Leben, wie das Zähneputzen (man kann es mal vergessen, aber man sollte es nicht vergessen). Immer wieder gibt es Gründe, einmal "Danke" zu sagen.

Der Erntedanktag ist ein Tag, der Euch daran erinnert, dass Ihr nicht nur Vater und Mutter einmal für all das "Danke" sagt, was Ihr zum Leben braucht und habt, sondern dass auch Eure Eltern, wir alle, daran erinnert werden, dankbarer zu leben. Gott "Danke" zu sagen für das Geschenk des Lebens, und dass von uns nach wie vor keiner Hunger leiden muss.

Wer dankt, so könnte man es sagen, denkt nach. Das ist gerade uns Erwachsenen oft gar nicht klar, weil wir ja schnell davon ausgehen, dass unsere Arbeit und unser Verdienst ganz selbstverständlich sind. Doch ist es das? Und seien wir doch einmal ganz ehrlich: Haben wir nicht sehr viel mehr in unserem Leben, als wirklich notwendig wäre: Unsere Kinder, die Frau oder den Mann, die Eltern und Großeltern, ein Haus, eine Wohnung, Licht und warme Zimmer, das Auto, jederzeit genug zum Essen und zum Trinken. Nach wie vor leisten sich die meisten von uns einen Urlaub - ist das alles wirklich selbstverständlich?
Nur, wer sich selbst beschenkt fühlt, wird auch dankbar sein, empfindsam dafür, dass so vieles im Leben gerade nicht selbstverständlich ist. Darum stimmt der Satz: Wer dankt, denkt nach! Wer dankt bedenkt sein Leben, der lebt gerade nicht abgestumpft in den Tag hinein und nimmt, was er kriegen kann - ohne den Reichtum und das oft unverdiente Glück zu bedenken, das uns mit den vielen Gaben der Schöpfung geschenkt ist.

Sagen wir wieder einmal "Danke" miteinander und füreinander, sagen wir Gott Dank, und nehmen wir diesen Dank mit in unser Leben hinein. Wir werden es spüren: Wer dankt, denkt nach, und das wäre ein weiterer Reichtum in unserem Leben. So heißt es in einem Psalm: Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.
Amen.

Letzte Änderung: 5.10.2003
Pfr. Hanns-Heinrich Schneider