Liebe Gemeinde, Familien, Paten und Freunde
unserer Konfirmandinnen und Konfirmanden,
liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!
"Muss denn Ihr Sohn ausgerechnet Pfarrer werden?" fragt der Bischof den Vater eines Theologiestudenten. "So begabt ist er wirklich nicht!" "Aber er ist doch so fromm", wendet der Vater ein. "Mag ja sein", antwortet der Bischof, "aber damit wird man nicht Pfarrer, sondern höchstens ein Heiliger."
So, wie ich Euch Konfirmandinnen und Konfirmanden im zurückliegenden Jahr kennen gelernt habe, wird vermutlich kaum einer von Euch "Pfarrer" werden wollen, und auch die Vorstellung, dass einer von Euch ein "Heiliger" wird, ist wohl eher unwahrscheinlich. Aber Wunder gibt es ja immer wieder. Und doch: Ihr wollt Euch heute konfirmieren lassen, das heißt, dass Ihr Euer eigenes "Ja" zu Glaube und Kirche sagt, was Eure Eltern und Paten einmal vor langer Zeit bei Eurer Taufe stellvertretend für Euch taten.
Nein, Euer Berufswunsch wird zur Zeit sicher nicht der eines Pfarrers oder gar eines Heiligen sein. Aber das Bekenntnis, das Ihr gleich ablegen werdet, wird Euch bewusst oder unbewusst Euer Leben lang begleiten, denn es geht ja um Euren Glauben, um Euren Lebensweg mit oder ohne Gott, mit oder ohne Eure Kirche und die jeweilige Gemeinde, in der Ihr leben werdet.
Ihr habt Euch einen tollen Konfirmationsspruch für diesen Tag und Eure Zukunft herausgesucht. Es ist ein leicht verkürztes Wort Gottes an Abraham:
"Ich will dich segnen, und du wirst ein Segen sein!"
Dieses Wort ist kurz und bündig, klipp und klar, und es gilt mit Abraham und Israel nun auch uns, weil unser Glaube aus dem Glauben Israels hervorgegangen ist und lebt. Gott sagt Abraham: "Ich will dich segnen!" Und ich traue dir zu, dass" du ein Segen für andere sein wirst!" Da heißt es nicht, vielleicht kannst du ein Segen werden oder mit guten Ermahnungen versehen: versuche es doch einmal, für andere ein Segen zu werden. Nein, Gott traut es Abraham zu, weil er selbst gesegnet ist, nun auch anderen zu einem Segen zu werden.
Dieses verheißungsvolle Wort steht an einer ganz bedeutenden Stelle der Bibel. Der Mensch hat das Paradies, die Einheit und den Frieden mit Gott, der Natur und Kreatur verspielt, verloren. Nur Noah und seine Familie haben, in einem Bild erzählt, die große Flut überlebt und die Zusage Gottes zu hören bekommen: "So lange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht" (l. Mose 8,22).
Aber trotzdem geht der Mensch seinen Weg. Er baut sich einen Turm, mit dem er den Himmel stürmen, die Gottheit Gottes in Frage stellen will und endet doch nur auf dem Boden der Tatsachen. Nach dieser Stelle absoluter Verirrungen und Verwirrungen steht in der Bibel unser Wort. Es steht an einem Anfang, es steht für einen Anfang, denn Abraham, der Vater des Glaubens, wie er genannt wird, soll sich auf den Weg machen, er soll mit seiner Familie zu einem großen Volk werden.
Auch Ihr steht heute an einer solchen Schwelle: der Konfirmandenunterricht liegt hinter Euch, und nun hört Ihr dieses Wort. Wir müssen Abschied nehmen, was mich immer ein wenig traurig macht und innerlich beschäftigt. Ich frage mich: wie wird es weitergehen, was werdet Ihr aus den Erfahrungen dieser vergangenen Monate mit Glaube und Kirche anfangen? Wie wird Euer Glaube gelebt und zu einem Segen für andere werden?
Fragen wir doch einmal danach, was wir denn für unser Leben, für unsere Zukunft brauchen? Wer unterwegs ist, benötigt viele Dinge, um überleben zu können. So haben wir Euch einen Rucksack gepackt und wollen einmal hineinschauen, was uns beispielhaft für einen langen Lebensweg wichtig erscheint:
Da haben wir ein Licht: Streichhölzer und Kerze. Das Licht brauchen wir zum Leben, es beleuchtet unseren Weg, es weist uns den Weg aus allem Dunklen heraus. Licht und Finsternis stehen bildlich für einander widersprechende Mächte, die unser Leben begleiten. Oft stehen wir dann vor Entscheidungen, die deutlich machen, aus welchem Geist heraus wir leben.
Hier haben wir einen Stein, den brauchen wir zwar nicht, aber er erinnert uns daran, dass unser Weg nicht immer glatt und ohne irgendwo anzustoßen verlaufen wird, dass wir Schwierig-keiten und Probleme zu überwinden haben, die uns heraus-fordern, woran wir aber auch wachsen und reifen können.
Pflaster und Verbandszeug sind wichtig bei Verwundungen und Verletzungen. Sie sind uns ein Bild der Hilfe gegen die Be-schwernisse, die wir im Innersten, in unserer Seele erlei-den, mancherlei Traurigkeit, Mutlosigkeit, offene und versteckte Wunden, mögliche Zukunftsängste, die uns zugefügt werden. Dabei bleiben wir darauf hingewiesen, dass es immer etwas in unserem Leben gibt, das hilft und heilt.
Der Hut macht deutlich, dass es wichtig ist, gut behütet durch das Leben zu gehen, nicht einfach schutzlos leben zu müssen. Auch der Hut, das Behütetsein, zeigt uns, dass wir nicht nur manchmal auf der "Hut" sein müssen, sondern, dass wir mit unserem Glauben äußerlich und innerlich einen Schutz bekommen, der durchträgt.
Wir müssen auf unserem Weg natürlich etwas zu Essen und zu Trinken bekommen, sonst verhungern und verdursten wir. Auch Essen und Trinken, denken wir einmal an das Abendmahl, zu dem Ihr nun endgültig eingeladen und zugelassen seid, werden uns ja zu Bildern, die äußerlich, wie innerlich gelten, für Leib und Seele.
Hier finden wir noch eine Landkarte, sie soll uns auf unserer Suche einen guten Weg weisen und führen, damit wir uns nicht verlaufen, falsche und unnötige Wege gehen.
Und wir brauchen das Wort, das gute Wort. Wir sind darauf angewiesen, dass Menschen uns sehen und hören, dass sie mit uns sprechen und wir mit ihnen. So hören wir auch das Wort Gottes an uns, ein Wort, wie Euer Konfirmationsspruch. Um Euch daran zu erinnern, haben wir noch etwas in den Rucksack gepackt, was wir Euch nachher mit auf den Lebensweg geben möchten:
Ihr seht hier eine Hand mit einem Schlüssel daran. Denn das Segenswort, das Ihr zugesprochen bekommt, hat etwas mit dem Geben und dem Nehmen zu tun, der Offenheit für Euer Leben.
Alles, was wir - stellvertretend für viele wichtige und unwichtige Dinge unseres Lebens - dem Rucksack entnommen haben, sind Bilder des Segens Gottes.
Als wir über dieses Wort miteinander nachdachten, fiel uns sofort die Hand ein, ohne die wir kaum etwas annehmen oder weitergeben können. Arm und Hand finden wir über dem Portal unserer Kirche: Vor dem Kreuz sehen wir in gekreuzter Haltung einen nackten durchbohrten und einen bekleideten Arm. Der nackte Arm ist der des Christus, der bekleidete der des Franz von Assisi. Es ist das Wappen der Franziskaner. Wir sehen - bildlich dargestellt - wie der Segen aus einer Hand in eine andere übergeht. Zwei Hände, die zum Segen geöffnet sind, wie am Ende eines jeden Gottesdienstes beim Schlusssegen, der Euch, der uns alle als gesegnete Menschen in den Tag, die Woche, in unser Leben entlässt. Abschied und Neuanfang sind die Orte eines Segens.
Hier am Altar sehen wir Eure abgedruckten Hände. Sie zeigen nach oben und nach unten, was auf das Nehmen und Geben hindeutet. Gott schenkt uns seinen Segen, den wir annehmen und dann mit unserem Leben, in Wort und Tat weitergeben dürfen. Eine Hand steht für Nähe, Berührung, Wärme, auch für Schutz und Trost. Sie kann aber auch zerstören und vernichten, so dass wir gefragt bleiben, was wir mit unseren Händen tun und wie wir mit dem Segen Gottes umgehen?
Wir haben an die Hand einen kleinen Schlüssel gehängt. Schlüssel begleiten unser ganzes Leben, weil sie etwas auf- oder abschließen, sie verschaffen uns einen Zugang oder versperren ihn. Manchmal klemmen Schlüssel auch, sie passen nicht, wir können sie verlegen.
Hand und Schlüssel machen uns auf unseren Glauben aufmerksam. Sie stehen wie ein Bild für unseren Glauben: Wir nehmen einen Schlüssel in die Hand, um etwas zu öffnen. Das gilt nun auch für den Glauben:
Er muss sich uns öffnen, er will aufgeschlossen sein. Manchmal klemmt es in ihm, wir haben Probleme, Zweifel, oder wir haben ihn wie einen Schlüssel verloren, was ja immer eine kleine Katastrophe ist. Dann müssen wir uns aufraffen, ihn suchen und so lange probieren, bis er zum richtigen Schloss, bzw. für uns und unsere Gottesbeziehung passt.
Nehmen wir den Segen Gottes an. Lassen wir uns gerade heute von Gott mit ihm für unser ganzes Leben beschenken, um ihn dann für andere Menschen mit offenen Händen weiterzugeben. Jeder Segen ist der Inbegriff des Guten: Väter segnen in der Bibel ihre Kinder, zum Abschied schenkt man ihnen den Segen, wenn ein Kind das Haus verlässt und etwas Neues, Anderes beginnt. Das erinnert an die Schöpfung Gottes, an die vielen Anfänge in unserem Leben. Auch Abraham macht sich als ein gesegneter auf den Weg in seine unbekannte, offene Zukunft, aber er weiß durch diesen Segen: Gott ist mit mir auf meinem Weg.
Damit, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden
könnt Ihr Euch nun ganz getrost auf Euren
Weg machen, denn Gott wird mit Euch sein,
sein Segen wird Euch begleiten, doch dann
lasst andere daran teilhaben. Unsere so
vielfach angefochtene, bedrohte Wirklichkeit
braucht Gottes Segen, braucht neue Anfänge,
braucht Euren guten Geist, Eure Hände, um
den Segen Gottes in unserer Weit erlebbar
zu machen. Gott segne und behüte Euch auf
Eurem Lebensweg.
Amen.