Evangelische Kirchengemeinde Kenzingen

1.10.2000 Erntedank - Familiengottesdienst - Frederick, die Maus


Matthäus 6, 25 - 27 (mit Abendmahl)
Unter Mitwirkung der Kindergartenkinder und Erzieherinnen.

Frederick,
Ein Mäusespiel nach einer Geschichte von Leo Lionni

Sprecher:
Rund um eine Wiese herum, wo Kühe und Pferde grasten, stand eine alte, alte Steinmauer. In dieser Mauer nahe bei Scheuer und Kornspeicher wohnte eine Familie schwatzhafter Feldmäuse. Aber die Bauern waren weggezogen. Scheuer und Kornspeicher standen leer. Und weil es bald Winter wurde, begannen die kleinen Feldmäuse Körner, Nüsse, Weizen und Stroh zu sammeln. Frederick, die Maus
Maus 1:
Hier sind ganz viele Körner!
Maus 2:
Und hier Nüsse, schnell kommt her!
Maus 3:
Ich glaub, jetzt reicht es aber, jetzt haben wir viel gesammelt!
Maus 4:
Quatsch! Solange draußen noch was da ist, holen wir es, man kann ja nie genug haben!
Sprecher:
Und die Mäuse arbeiteten weiter, Tag und Nacht. - Alle - bis auf Frederick.
Maus 5:
He, schaut mal! Ich glaub der Frederick schläft!
Maus 6:
Frederick, warum arbeitest du nicht?
Frederick:
Aber ich arbeite doch! Ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage.
Sprecher:
Und als die Mäuse Frederick so dasitzen sahen, wie er auf die Wiese starrte, sagten sie:
Alle Mäuse:
Und nun Frederick, was machst du jetzt?
Frederick:
Ich sammle Farben, schöne bunte Farben, damit ich den bunten Sommer und die bunten Blumen nicht vergesse - der Winter wird grau.
Alle Mäuse:
Träumst du, Frederick?
Frederick:
Aber nein, ich sammle Wörter. Es gibt viele lange Wintertage - und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.
Sprecher:
Als nun der Winter kam und der erste Schnee fiel, zogen sich die kleinen Feldmäuse in ihr Versteck zwischen den Steinen zurück. In der ersten Zeit gab es noch viel zu essen, und die Mäuse erzählten sich Geschichten über singende Füchse und tanzende Katzen. Da war die Mäusefamilie ganz glücklich. Aber nach und nach waren fast alle Nüsse und Beeren aufgeknabbert, das Stroh war alle, und an Körner konnten sie sich kaum noch erinnern. Es war auf einmal sehr kalt zwischen den Steinen der Mauer und keiner wollte mehr sprechen. Da fiel ihnen plötzlich ein, wie Frederick von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte. Und sie riefen:
Alle Mäuse:
Frederick! Was machen deine Vorräte?
Frederick:
Macht die Augen zu. Jetzt schicke ich euch die Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon wie warm sie sind? Warm, schön und golden.
Sprecher:
Und während Frederick so von der Sonne erzählte, wurde den kleinen Mäusen schon viel wärmer. Ob das Fredericks Stimme gemacht hatte? Oder war es ein Zauber?
Alle Mäuse:
Und was ist mit den Farben?
Frederick:
Macht wieder eure Augen zu. Frederick der Dichter
Sprecher:
Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld und grünen Blättern am Beerenbusch erzählte, da sahen sie die Farben so deutlich vor sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen.
Maus 7:
Und die Wörter, Frederick?
Frederick:
Wer streut die Schneeflocken? Wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes Wetter? Wer macht es leis? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran, wer verdunkelt den Tag? Wer zündet die Mondlampe an? Vier kleine Feldmäuse wie du und ich, wohnen im Himmel und denken an dich. Die erste ist die Frühlingsmaus, die lässt den Regen lachen. Als Maler hat die Sommermaus die Blumen bunt zu machen. Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen schöne Grüße. Pantoffeln braucht die Wintermaus für ihre kalten Füße. Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten.
Alle Mäuse:
Frederick, Du bist ja ein Dichter!
Frederick:
Ich weiß es, ihr lieben Mäusegesichter.

Liebe Kinder, liebe Gemeinde,

Als ich über diesen Gottesdienst zu Hause nachdachte, habe ich mir immer wieder überlegt, wie komme ich nur von Frederick, der Maus, zu einem Wort, einem Gedanken, den man mit Gott in Verbindung bringen kann, denn darum geht es ja, hier in diesem Gottesdienst. Die Geschichte von Frederick soll uns ein wenig dabei helfen, Gott für all das zu danken, was uns in und mit unserem Leben geschenkt ist.

Zuerst sah ich einmal nach, ob es denn überhaupt Mäuse in der Bibel gibt. Ja, es gibt sie. Dreimal kommen sie in der Bibel vor, aber sie gehören zu den Tieren, die dort nicht sehr beliebt sind, also ganz anders als der Frederick. Schließlich fiel mir ein Wort aus der Bibel ein. Da heißt es einmal: "Gehe hin zur Ameise, du Fauler, sieh, was sie schafft und lerne von ihr (Sprüche 6, 6)". Der Faule soll sich an einem kleinen Tier orientieren. Zu unserem Leben gehört also die Arbeit dazu, mit der wir uns das zum Leben verdienen, was wir brauchen.

Frederick dagegen ist ja, so scheint es, ein ganz fauler kleiner Bursche, der gern andere für sich schaffen lässt. Erst später dann merken alle, wie schön, ja wichtig auch das ist, was er in dunklen Wintertagen zum Leben, zum Überleben beitragen kann.
Dann aber fand ich ein ganz anderes Wort, mit dem ich uns einladen möchte, all unsere Arbeit, ja all das, was uns wichtig ist, einmal zu überdenken. Da sagt Jesus im Matthäusevangelium:

Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?

Ist es nicht gerade das, was Frederick uns vorlebt, ein wenig zuversichtlicher und sorgenfreier zu leben? Was er gesammelt hat, macht ja vielleicht nicht satt, aber es erfreut die anderen und so, wie man das Essen teilen kann, so dann auch die Sonnenstrahlen, die schönen, bunten Farben, die Worte. Ein Leben, das geteilt wird, sich mitteilt, wird ein reiches Leben sein, weil niemand mehr hungern muss. Und eben das hat uns Jesus vorgelebt, leben wir es ihm ein wenig nach, denn dann werden selbst wir etwas zu teilen, zu verteilen haben, wenn es einmal dunkle Tage im Leben gibt und nicht alles so läuft, wie wir es uns wünschen.

Aber, da ist noch etwas, was wir vielleicht aus diesem Erntedankgottesdienst mit in unser Leben nehmen könnten, wenn wir an Frederick oder diesen kleinen Text aus dem Neuen Testament denken: Unser Leben besteht eben nicht nur aus Arbeit, da darf es die Ruhe, die Muße, sogar das rechte Faulenzen geben. Setzen wir diese Zeit einmal für uns und unsere Familien ein, dann werden wir gerade durch sie besonders reich beschenkt sein.

So danke ich Gott für Fredericks Sonne, die Farben, die Worte, vor allem aber für alle Worte, die uns im Leben weiterhelfen, die uns dankbar, frei und fröhlich machen. Erntedank, was für ein schönes Fest. Sagen wir zu allererst Gott und dann aber auch einander Dank.
Amen.

Letzte Änderung: 26.12.2000
Pfr. Hanns-Heinrich Schneider