Evangelische Kirchengemeinde Kenzingen

Gemeindeversammlung im Gottesdienst zur Frage der Einführung des "Kirchgeldes"

Prediger 10, 18+19:

Wenn jemand zu faul ist, das Dach seines Hauses auszubessern, dringt der Regen durch, und bald stürzt es ein. Gut essen macht Freude, Wein trinken macht lustig, und Geld macht beides möglich.

und 2. Korinther 9, 6-9:

Gott gibt, damit wir geben können

Denkt daran: Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte. Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat. Es soll ihm nicht leid tun, und er soll es auch nicht nur geben, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Gott liebt fröhliche Geber! Er hat die Macht, euch so reich zu beschenken, daß ihr nicht nur jederzeit genug habt für euch selbst, sondern auch noch anderen reichlich Gutes tun könnt.

Dann gilt von euch, was in den Heiligen Schriften steht: »Großzügig gibt er den Bedürftigen; seine Wohltätigkeit, seine Gerechtigkeit wird in Ewigkeit nicht vergessen werden. (Psalm 112,9).«


Liebe Gemeinde!

Da hören wir es! "Wenn jemand zu faul ist, das Dach seines Hauses auszubessern, dringt Regen durch...", als wäre dieses Wort des Predigers für unsere Gemeinde gesagt, denn obgleich wir der Renovierungen, Sanierungen und Restaurierungen ein wenig müde sind, müssen wir uns wieder einigen Aufgaben stellen, die uns alle fordern werden. Das Gemeindehaus, das Pfarrhaus und sicher später dann auch der Kindergarten brauchen dringend Sanierungen, soll es gerade nicht ins Dach hinein regnen und wir als faul erscheinen.

Geld, darüber spricht man ja nur ungern, denn wer gibt schon gern, von dem, was er hat? Wer bettelt schon gern, wenn er nichts oder zu wenig hat? Darüber wird gleich in unserer Gemeindeversammlung zu sprechen sein. Immerhin finden wir in der Bibel den Begriff "Geld" 182 X, doch kommt er sehr viel häufiger vor, wenn dann auch das Gold oder Silber als Zahlungsmittel erwähnt werden.

Schaut man in die Bibel hinein, so gibt es ganz unterschiedliche Aussagen und Wertungen zum Thema Geld oder Besitz, zum Geben oder Annehmen. Das kleine Geldgeschenk der Witwe - für den an sich ja reichen Tempel (Mk. 12, 41 - 44) - wird von Jesus ausdrücklich gelobt und als großes Vorbild angesehen. Dagegen werden die Händler und Wechsler im Tempel, die ja immerhin dort ihrem Beruf nachgehen, von ihm vertrieben (Lk. 19,45).

Wenn man sich mit einzelnen biblischen Gedanken zu Geld und Besitz in der Bibel auseinandersetzt, merkt man bald, dass es auf den Geist ankommt, wie mit dem umgegangen wird, was wir an Mitteln und Möglichkeiten haben - und das geht weit über das hinaus, was wir materiell besitzen. Sogar Jesus selbst hat in gewisser Weise Besitz, wenn von Judas erzählt wird, dass er für die Jüngerschar das Geld verwaltet (Joh. 13,9), andererseits besaß Jesus wohl nichts, als seine Kleidung, wenngleich diese - wie wir wissen - ja auch von einer gehobenen Qualität war (Joh.19,23).

"Geld macht beides möglich...", es sinnvoll einzusetzen, doch auch gut zu essen und zu trinken, ja selbst Freude am Leben zu haben, wenn, ja wenn darüber nicht vergessen wird, zu helfen, wo Hilfe nötig ist. Das kann dann andere Menschen betreffen, die auf unsere Großzügigkeit angewiesen sind, das kann ein unscheinbares Dach in einer Gemeinde sein. "Einen fröhlichen Geber liebt Gott!" In unserer Gemeinde wird viel gespendet, geholfen, und dafür dürfen wir einander dankbar sein, denn ohne dieses Engagement vieler könnten wir keine Mitarbeiterin aus den Mitteln des Förderkreises finanzieren, Gruppen und Kreise unterstützen oder die Orgel sanieren. Doch wir werden auch noch andere Wege suchen müssen, um die finanziellen Lasten künftig auf viele weitere Schultern zu verteilen.

Was wir mit jedem Gottesdienst bedenken dürfen, ist, wie sehr wir alle von Gott mit unterschiedlichen Gaben beschenkte Menschen sind und so geht es auch nicht nur und allein ums Geld: da setzen viele Ehrenamtliche sehr viel Zeit für unsere Gemeinde ein, ein bares, wirkliches Geldgeschenk; - andere bringen sich mit handwerklichen Fähigkeiten ein, was wiederum ohne Zeiteinsatz nicht möglich ist; - wieder andere helfen dadurch, dass sie sich in Kreisen und Gruppen einbringen, die für andere unter uns etwas tun: Besuche machen, singen, musizieren oder aber auch Verantwortung für das Leben in unserer Pfarrei mit übernehmen.

Wir mögen es bedauern, aber Fakt ist, dass die finanziellen Möglichkeiten unserer Kirche begrenzt sind, so dass es immer mehr darauf ankommen wird, wie Gemeindeglieder zusammenstehen, um sich über Geist und Geld, Phantasie und Kreativität das zu erschließen, was sie brauchen, um eine lebendige Gemeinde sein und bleiben zu können. Einen Grund zur Klage allerdings gibt es für uns nicht. Wenn wir nun gleich über das "Kirchgeld" zusammen nachdenken und reden, reden müssen, so lassen Sie es uns daher aus einem guten Geist heraus tun, so wie es von Gott selbst gesagt wird: Großzügig gibt er den Bedürftigen; seine Wohltätigkeit, seine Gerechtigkeit wird in Ewigkeit nicht vergessen werden...

Wir haben wirklich mehr zu geben, als unser Geld, aber selbst das Geld kann in unserer Hand zu einem Mittel der Verkündigung werden. Wir brauchen das Dach über dem Kopf, ohne dass es hineinregnet. Wir können es uns nicht leisten, die Gebäude der Gemeinde, die von Generationen vor uns - auch für uns erbaut wurden - verkommen zu lassen. Darum kann schon der kleine Beitrag weiterer Menschen, die sich engagieren, uns allen Räume schaffen und erhalten: Räume der Ruhe, der Begegnung, Räume für Fest und Feier, Räume an denen unser Glaube eine äußerliche Heimat in unserer Mitte haben darf.

Nicht das Geld ist das Wesentliche für uns hier im Zusammenleben in unserer Gemeinde, sicher nicht. Aber das biblische Wort zeigt uns, dass es ohne Geld eben auch nicht geht. Lassen wir es darum auf unseren Geist ankommen, mit dem wir geben und nehmen. Haben Sie alle herzlichen Dank für das, was in unserer Mitte - in ideeller und finanzieller Hinsicht - möglich ist. Gott schenke uns Freude daran, so zu geben und das zu geben, was wir können, vielleicht sogar als ein kleines Zeugnis unseres Glaubens. Weil Gott uns selbst so großzügig und vielfältig beschenkt, darum dürfen auch wir es tun, wo es sinnvoll und hilfreich ist. Aber: auf den Geist kommt es an, aus dem heraus wir uns beschenken lassen und schenken. Amen.

Letzte Änderung: 25.07.2000