Evangelische Kirchengemeinde Kenzingen

Estomihi, Abendgottesdienst am Fasnetsonntag 25.02.2001,
Sprüche 17, 22

Text:

Fröhlichkeit ist gut für die Gesundheit, Mutlosigkeit raubt einem die letzte Kraft!

Begrüßung:

Liebe Gemeinde! Gerade der Fasnetsonntag in unserer Landschaft ist ein Grund, einmal auch im Gottesdienst schmunzeln zu dürfen, ja fröhlich zu sein, vielleicht sogar zu lachen. So wollen wir uns heute mit einigen Witze durch diesen Gottesdienst begleiten lassen, die uns durch ihren Hintersinn dennoch zum Glauben hinführen können.

Gebet:

Guter Gott! Gerade die "Christen" müssten eigentlich "erlöster aussehen", sagte einmal ein moderner Kirchenvater. Warum gelingt es uns nur so schwer, warum wirken wir oft so ernst, unfröhlich - eben unerlöst? Lass uns die befreiende Fröhlichkeit vieler Menschen in diesen Fasnettagen zu einem Beispiel werden, dass zu unserem Glauben mehr dazu gehört, als ein ernstes Gesicht. Hilf uns bei allen Herausforderungen im Leben, die es zu bestehen gilt, unserem Dank für deine gute Schöpfung immer wieder einmal auch mit Lebensfreude zu begegnen.

Führe uns heraus aus der Enge unseres Denkens und Fühlens, in der wir oft gefangen sind. Schenke unserem Leben einen begründeten Glauben, voller Freude und Fröhlichkeit, damit wir uns auch in schweren Stunden hoffnungsvoll getragen und geborgen fühlen. Du selbst, Gott, bist ein Gott voller Überraschungen, voller Phantasie und Kreativität, Farben und Klängen. Stecke uns an und überzeuge uns mit den Bildern deiner guten Schöpfung, in der es so viel an Lebensfreude, Witz und Humor zu erfahren gibt.

Herr, wir denken an alle in unserer Gemeinde, die jetzt fröhlich in der Fasnet aufgehen, die sich darauf gefreut haben und sie nun genießen. Begleite sie in ihrer Freude. Schenke uns allen, in unseren unterschiedlichen Lebensstilen, Aufmerksamkeit füreinander, dass wir einander achten und offen bleiben, für einen jeden, der sein Leben auf seine Weise mit uns teilt. Amen.

Fröhlichkeit ist gut für die Gesundheit, Mutlosigkeit raubt einem die letzte Kraft!


Liebe Gemeinde!

Kennen Sie den? Mit dieser Eröffnungsformel beginnt man gewöhnlich einen Witz. und jeder weiß, wenn eine solche Frage kommt: jetzt wird ein Witz zum Besten gegeben: Kennen Sie den?

Jochen*:

"Kennen Sie überhaupt die Heilige Schrift richtig?" fragt ein evangelischer Theologiestudent einen katholischen, verabfolgt ihm eine fürchterliche Ohrfeige und meint dazu: "Matthäus 5,39." Denn dort steht geschrieben: Wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, so halte ihm auch die andere hin. Der Katholik schüttelt den Kopf, sagt: "Nein, Lukas 6,38", holt aus und langt dem Protestanten eine hinter die Ohren, die nicht von schlechten Eltern ist. Weil nämlich geschrieben steht: Mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird euch wiedergegeben werden. Die Leute, die zuschauten, staunten nicht schlecht, mit welcher Schlagfertigkeit sich die jungen Theologen heute die Bibel auslegen ... [1]

Witze in der Kirche? Witze an der Stelle im Gottesdienst, wo man eine ernste, tiefgreifende Predigt erwartet, geht das überhaupt? Ja, liebe Gemeinde, die Fasnet macht’s möglich, dass wir uns einmal über Witze, die wir uns erzählen, mit unserem Glauben auseinandersetzen, denn es heißt schon in den Sprüchen: "Fröhlichkeit ist gut für die Gesundheit, Mutlosigkeit raubt einem die letzte Kraft." Vergessen wir nicht den oft hintergründigen Ernst des Witzes, der mit seiner Pointe auch tiefschürfend zu sein vermag.

Unter der Überschrift: "Der Witz als Rebell" wurde einmal geschrieben: "Unter den tausend Möglichkeiten und Versuchen, die Situation des Menschen in seiner verworrenen und verwirrenden Welt zu deuten, zu beanstanden oder tröstend zu behandeln, hat der Humor die humanste Art ... Der Humor als Verdichtung der Freude, Schöpfer des Lachens und beglückender Vater vieler an Glück Armen, hat eine reiche Kinderschar um sich ..." [2]

Die Bibel ist voll von Begriffen wie "Freude" und "Fröhlichkeit", ja selbst der "Witz" kommt einmal vor. Es gibt aber unzählige weitere Texte, in denen es fröhlich zugeht und ein tiefsinniger Humor durchschimmert. So gilt, dass alle, die an Gott glauben, auch fröhlich sein und Freude haben dürfen. Denn im Witz wird das Leben auf eine erstaunliche Weise beleuchtet, wovon sogar der Glaube profitiert. Dabei sollte aber Gott selbst natürlich nicht Gegenstand eines Witzes sein sollte, weil die Ehre Gottes schnell verletzt werden könnte.

Aber auch beim Witz um Glaube und Kirche, Bibelauslegung, Ökumene und geistlichem Leben ist immer danach zu fragen, ob er Gefühle verletzt oder Grenzen zweifelhaft überschreitet? Wo das nicht geschieht, interpretiert er das Leben, den Glauben, die Konfession und darf so in seiner eigenen Form nachdenklich machen.

Für die Kirchenväter war die Frage wichtig, ob Jesusselbst gelacht haben könnte. Da in Klöstern das Lachen als unschickliche Narretei galt, ging man selbstverständlich davon aus, dass Jesus ganz sicher nicht gelacht hat. Andere dagegen vertraten die Überzeugung, dass gerade er gelacht hat, weil er schließlich ein Mensch gewesen sei. Selbst über einer so unscheinbaren Frage, wie nach dem Lachen Jesu, konnte man schließlich zu der Formel kommen, dass Jesus "wahrer Mensch und wahrer Gott" gewesen sei.

Der eben erzählte Witz gehört in die Gruppe ökumenischer Witz, der nicht auf Kosten der jeweils anderen Kirche geht und sich darum sehr schön dazu eignet, Fragen der Bibelauslegung einmal kritisch zu beleuchten und jeder zweifelhaften Rechthaberei freundlich, aber bestimmt entgegenzutreten. In eine ähnliche Richtung zielt folgender Witz:

Jürgen:

"Der große Philosoph David Hume galt als Freigeist. Ein Geistlicher traf ihn unerwartet in einer Gesellschaft und wollte sich daraufhin sofort davonmachen. Aber Hume hält ihn zurück: "Bleiben Sie", sagte er ruhig; "denn einmal, nach dem Tode, werden wir ja doch den selben Weg wandeln müssen: ich aus Mangel an Glauben und Sie aus Mangel an christlicher Liebe ..." [3]

Es geht um die Frage der Auseinandersetzung mit einem Menschen, der etwas anderes denkt oder glaubt, als ich selbst. David Hume trifft ebenso selbstkritisch wie kritisch den Kern der Sache, in dem er auf das Zentrum des Glaubens, die Liebe verweist. In dieser Zuspitzung auf das Wesentliche blitzt die enge Verwandtschaft von Witz und Weisheit auf. Der Witz ist aufdeckend, wirkt befreiend, vermittelt eine neue Sicht der Dinge und stößt auf seine Weise ein neues Denken an. Darüber hinaus trägt er dazu bei, dass Menschen sich entspannt, ja im Konflikt sogar versöhnt begegnen können. Das macht deutlich, warum die Fröhlichkeit auch so gut für die Gesundheit ist, aber Mutlosigkeit einem die letzte Kraft raubt.

Die tiefe Sorge, etwas zu verpassen, zu verfehlen, was dem Glauben unabdingbar zugrunde liegt, kommt auf eine ganz andere Weise in folgendem Witz zur Sprache:

Moritz:

In einem baltischen Pastorat ist Taufe, es geht hoch her. Sehr spät erscheint ein letzter Amtsbruder, den ein Krankenbesuch lange aufgehalten hat. Er wird freudig begrüßt. Er muss alle bis dahin versäumten Schnäpse nachholen. Als man sehr spät schließlich zu Bett gehen will, entsteht die Frage, wo man den Nachzügler unterbringen kann? Alle Betten und Sofas sind belegt.
Der Hausherr weiß Rat. Er hat seine Pastorats-Scheune, die er nicht mehr benötigt, dem Sargmacher als Werkstatt überlassen; dort stehen die schönsten Särge reihenweise umher. Also packt man ein paar warme Sachen ein, die Kissen vom Sofa und die Tischdecke dazu und bettet den Kollegen in einen der vorhandenen Särge. Am nächsten Morgen erscheint er zum Frühstück in düsterer Stimmung, schlürft seinen Kaffee und sagt kein Wort. "Was hast du denn", fragt man endlich, "hast du nicht gut geschlafen?" "Geschlafen?" gibt er mürrisch zurück, "nein, geschlafen habe ich ganz gut. Aber das Aufwachen!! Ich richte mich auf, blicke nach rechts: lauter leere Särge. Ich guck schnell nach links: gleichfalls nichts als leere Särge. Mensch, denke ich, Mensch, nun hast du etwa die Auferstehung verschlafen?" [4]

Was wäre die Kirche, der Glaube, unser ganzes Christsein, wenn wir nichts mehr zu lachen hätten, wo bliebe da die Freiheit eines Christenmenschen (M. Luther)? Wir würden auf andere wenig überzeugend wirken. In diesem Sinne lässt Goethe seinen Egmont fragen: "Wenn uns der Morgen nicht zu neuen Freuden weckt, am Abend uns keine Lust zu hoffen übrig bleibt, ist’s wohl des An- und Ausziehens wert?" [5]

Der Mensch braucht die Freude, doch auch Distanz zu sich, zu seiner eigenen Lebenssituation und eine Perspektive, die über das Fragwürdige, Graue und Dunkle im Leben hinweghilft.

Eine ganz eigene Gruppe sind die jüdischen Witze. Sie sind auf einem langen leidvollen Weg durch die Geschichte des Volkes Israel hindurch entstanden. "Der jüdische Witz nimmt", so wurde es einmal gesagt, "in der Weltliteratur eine Sonderstellung ein. Er ist tiefer, bitterer, schärfer, vollendeter, dichter, man kann auch sagen, dichterischer, als der Witz anderer Völker. Er ist niemals Witz um des Witzes willen, immer enthält er eine politische, religiöse, soziale oder philosophische Kritik ..." [6] Wie man in Judentum heute mit biblischen Themen im Witz umgeht, zeigt folgendes Beispiel:

Kerstin:

Der Exodus hat begonnen. Moses steht am Ufer des Roten Meeres und schaut traurig das Wasser an, das eine Weiterreise zu verhindern droht. In der Ferne sieht man die Ägypter kommen, die das Volk Israel wieder zurückbringen sollen. Moses wendet sich an seinen PR Manager und fragt diesen um Rat, was jetzt zu tun ist? Der ist ratlos. Plötzlich strahlt Moses, und er ruft aus: "e;Ich habe eine großartige Idee! Stell dir vor, ich würde meine rechte Hand heben, woraufhin sich das Wasser teilt und für uns alle den Weg freimachen würde. Und dann, nach dem alle unsere Leute die andere Seite erreicht haben, würde ich meine linke Hand heben, so dass alle Ägypter, die uns verfolgen in den zurückfließenden Wasserfluten untergehen würden. Was sagst du dazu?" Der PR Manager denkt weiter: "Hör einmal, Mose, wenn dir dieses Wunder gelingt, garantiere ich dir zehn volle Seiten in der Bibel ... " [7]

Hier geht es um das biblische Wort selbst, ohne dass jedoch eine Grenze unerlaubt überschritten wird. Das Wort Gottes bleibt Wort Gottes, wenngleich damit sehr schön deutlich wird, dass Gott in der Geschichte nicht ohne oder gar gegen den Menschen handelt.
Da in unserer modernen Medienwelt nichts mehr ohne Werbung geht, wird sie hier in einem biblischen Zusammenhang aufgegriffen und Mose entsprechend unseren Vorstellungen von seinem PR Manager beraten. Doch kennen Sie den?

Simon:

Präsident Clinton will wissen, wieso die Juden alles vor ihm wissen. Er beauftragt den CIA und den FBI, um es herauszubekommen. Eine Woche später erhält er die Antwort:

Herr Präsident, die Juden haben etwas, was sie Sabbat nennen, da treffen sie sich in der Synagoge und haben ein Losungswort: "Nu". Wenn der eine zum anderen "Nu" sagt, erzählt ihm der andere alle Neuigkeiten ..."

Clinton will sich selbst davon überzeugen. Er wird als ein frommer Jude verkleidet am Sabbat in eine Synagoge geführt. Er setzt sich neben einen anderen religiösen Mann, wartet einige Augenblicke und sagt: "Nu".

Der Mann antwortet ihm sofort: "Psst, Clinton kommt uns heute besuchen ..." [8]

Für diesen Witz aus dem Gottesdienst im Judentum, mit einem durchaus politischen Hintergrund, der ja zugleich eine jüdische Verhaltensweise beleuchtet, gibt es unzählige Parallelen, in denen Juden selbst ihr religiöses Leben, wie ihren Alltag bedenken. Witz und Humor, die Freude und das Lachen gehören weltweit und grenzüberschreitend allen Menschen, den Reichen wie den Armen, den Starken, wie den Schwachen. Unzählige Situationen können dabei zu einem fröhlichen Witz werden.

Was bleibt am Ende einer Predigt in der Fasnet zu sagen? Ich möchte uns ganz im Sinne des biblischen Wortes dazu einladen, unseren Glauben - wo immer es uns möglich ist - fröhlich, heiter und gelöst zu leben, denn "Fröhlichkeit ist gut für die Gesundheit, Mutlosigkeit raubt einem die letzte Kraft."

Ein Artikel zum Humor im "Konradsblatt", der Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg, endet mit den Worten:

"So darf ich wohl schließen mit einem dreifachen `Zum Wohle!’ Auf den Humor, auf den Glauben und auf die Quelle, aus der beide trinken, Gott sei Dank und Dank sei Gott." [9]
Amen.


Literatur:

  1. Baladin,B., Herr Pastor hat auch Humor, Würzburg 19616, S.22
  2. Harder, J., Und der Himmel lacht mit, Freiburg 1982, S. 117
  3. Camphausen v., H., Theologenspieß und Spaß, Siebenstern-Taschenbuch 172,
    Hamburg 1973, S. 16
  4. Camphausen, a.a.O., S. 27
  5. Lüke, U., in: Konradsblatt, Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg,
    Karlsruhe, Februar 2001, Nr. 6, S. 15
  6. Landmann, S., Jüdische Witze, Deutscher Taschenbuchverlag, Olten 198624,
    Vorwort
  7. Lion, M., Mach, was du willst, Mose, Jüdischer Humor,
    GTB 748, Gütersloh 2000, S. 7
  8. Lion, a.a.O., S. 82
  9. Konradsblatt, a.a.O.

* Alle Witze werden von Konfirmanden und Konfirmandinnen erzählt!

Letzte Änderung: 26.02.2001
Pfr. Hanns-Heinrich Schneider