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Pressestimmen (Auszüge)
Musik & Kirche
4 / 2009
(zu "Adonai" für Soli, Chor, Kinderchor, Orgel u. Orchester))
Otfried Büsing, in dessen Schaffen Kirchenmusik einen zentralen Platz einnimmt,
konkretisiert in Adonai nochmals das dialogische zwischen Gott und Mensch. Mit
der Kantate ist dem Komponisten ein großer Wurf gelungen; das mit knapp zwanzig
Minuten eher kurze Werk überrascht durch seine inhaltliche Dichte und
klangliche Schönheit. Wie sich der Chor und das Orchester in ihren jeweils
eigenen Klangsprachen ergänzen, dabei den Zuhörer durchaus behutsam mitnehmen
in das Innere des Stückes, wie die Wahl der Stimmen und der Instrumente die
textliche Struktur stützen, und nicht zuletzt, welche fast magisch sich
entfaltenden Harmonien Chor und Soloquartett zugedacht werden, hat Format.
(Anja-Rosa Thöming)
Frankfurter Allgemeine Zeitung
27.05.2006
(zu "Le chemin des étoiles" für
Viola, Bassklarinette und Celesta))
Aus tiefer Stille schien die Bassklarinette verschiedene Milchstraßen zu
erzeugen, die Celesta ließ Sterne funkeln, und entgegen der Anweisung "Kalt und
ohne Ausdruck" wirkte der Part der Viola dennoch leidenschaftlicher Ausdruck
von Sehnsucht. (ter)
Nürnberger Nachrichten
13.05.2008
(zu Orchestersuite "Picknick im Felde")
Als Mann mit Witz und Humor gab sich Büsing auch in seiner Orchestersuite
"Picknick im Felde" (nach seiner gleichnamigen Opernfarce) zu erkennen. Wie er
in der "Ouvertüre" Phrasenfetzen etwa der Marseilleise, von Chopins
Trauermarsch, aus Liszts "Les Préludes" oder "Preußens Gloria"
durcheinanderwirbelt, bereitete Vergnügen. Das zehnteilige Anti-Kriegsstück
wurde von den Symphonikern unter dem Grazer GMD Johannes Fritzsch engagiert aus
der Taufe gehoben. (Jens Voskamp)
Badische Zeitung
28.05.2008
(zu "Das gläserne Meer" für Orgel und
Orgelpositiv))
Besondere Aufmerksamkeit erregte die Uraufführung einer Komposition von Otfried
Büsing, dem Kompositionspreisträger 2000 von Baden-Württemberg: "Das gläserne
Meer". Dieser Titel bezieht sich auf eine Vision aus der 4. Offenbarung des
Johannes. Auf der Insel Patmos, getrennt von seinen Glaubenbrüdern, spiegeln
sich in seinen Weissagungen endzeitliche kosmische Bilder von poetischer
Schönheit und symbolischer Kraft. In der musikalischen Ausdeutung leuchten
hymnische Klänge auf, wie funkelnde Edelsteine eines "gläsernen Meeres" um den
göttlichen Thron der Herrlichkeit. Dem interpretatorischen Feingefühl des
Organistenduos Büsing gelang es, diese optisch wie akustisch erregenden
Visionen in einem verdichtenden Klanggeschehen erlebbar zu machen. (Helmut
Reiner)
Westfalenpost Hagen
18.12.2007
(zu "Das Licht der Engel", Oratorische
Weihnachtsszenen für Soli, Chor, Kinderchor, Orgel und Orchester)
Die Kernszene "Erscheinung" begann mit geisterhaften Schlagzeug-Klängen mit
angedeuteten Zitaten von "Vom Himmel hoch": Die Hirten reagierten mit einem
Chor des Entsetzens auf einen Rilke-Text, der Engel als "tödliche Vögel der
Seele" beschreibt. Das darüber schwebende "Fürchtet euch nicht" des Soprans
beschrieb in fremdartigen Intervallen die überirdische Erscheinung. Chorklänge,
Orchester und Solisten steigerten sich in Dichte und Lautstärke zu einem
vielschichtig geballten Fortissimo, das auf die Zuhörer als schieres Chaos
einstürzte. Nach dem in tänzerischer Fröhlichkeit angelegten "Halleluja", von
strahlenden Kinderstimmen übertönt, sang der Chorsopran ausdrucksvoll den
leicht verfremdeten Bach-Choral "Ich sehe dich mit Freuden an". Im Epilog wurde
mit der Choralstrophe "Das ewig Licht geht da herein" die Brücke zum Prolog
geschlagen. Nach der Ekstase schuf die Orgel eine schlichte Überleitung zum
gelösten Schluss. Mit dem "Licht der Engel" wurde eine hochanspruchsvolle
Szenerie dargestellt, die vor der die anderen Beiträge zu verblassen drohten.
(Renate Schmoll)
All music guide
2007
(zu "Arlecchin und Colombina" für Violine und Horn, CD LC 05460)
In his six-movement suite Arlecchin' & Colombina, German composer Otfried
Büsing associates each of the instruments with one of the commedia dell'arte
characters, and creates a dramatically and musically intriguing exchange with a
sophisticated and understated use of musical humor. (Stephen Eddins)
Das Orchester
11 / 2006 (zu "Tetraeder" für Bläserquintett)
Häufige Taktwechsel und ineinander verwobene Triolen, Quartolen und Quintolen
kennzeichnen den ersten Satz, der schließlich in eine an eine Gigue erinnernde
Passage mündet. Feinnervige Reaktionen erfordert der etwas vertrackte Einstieg
zum Andante, das sich zunächst in gesanglichen Quintolenblöcken präsentiert,
die sich schließlich zu einem oszillierenden Klangteppich verdichten. Das
Presto entfaltet eine ganz eigene Energie in halsbrecherischen Kaskaden, die
eine absolute Kontrolle der Binnendynamik verlangen. Büsing stellt hier Flöte
und Oboe dem tieferen Register blockweise gegenüber. In diesem Satz wird der
gesamte zur Verfügung stehende Klangraum in Verbindung mit einem hochkomplexen
rhythmischen Geflecht ausgeschöpft. Das motorisch geprägte, durchweg homofone
Affanato erinnert zunächst an Referenzwerke der Gattung, überraschenderweise
verhaucht die Komposition jedoch in ruhigen Klangflächen. Um in den ob der
formalen Anlage sehr kleinteiligen Strukturen aufgefächerte und trotzdem
lebendige Klänge zu erzielen, ist in Bezug auf die Dynamik eine detailverliebte
Arbeit unabdingbar, denn erst dann wird die zugrunde liegende mathematische
Dimension erfahrbar. Büsings Werk ist uneingeschränkt empfehlenswert, da es die
zeitgenössische Quintettliteratur auf unaufdringliche Weise zu bereichern
versteht.
(Sandra Sinsch)
Opernwelt
3 / 1997
(zu: Picknick im Felde, musikalisch-szenische Farce nach
Fernando Arrabal)
Das Leichte ist bekanntlich nicht das Leichteste, zumal in der zeitgenössischen
Oper. Ein Werk, das an der Oberfläche bereits amüsant ist und bei näherer
Bekanntschaft noch gewinnt, ist dem Freiburger Komponisten Otfried Büsing jetzt
gelungen. [...] Das Bühnengeschehen ist absurd und erheiternd. Den wenig
mannhaften Zapo (sehr präsent in Stimme und Spiel: Pere Pou-Llompart), einen
Soldaten auf einsamem Posten, besuchen die Eltern an der Front, samt
Picknickausrüstung und Grammophon. Hinzu stößt später mit Zepo ein Feind,
dessen höfliche Gefangennahme in ein Festchen mündet. Büsings Vorgehen ist der
Groteske sehr angemessen. Während der Gesang der Akteure frei gesetzt dem
Sprachduktus folgt, kennzeichnet das Fremdmaterial aus dem Graben die
beteiligten Welten. So wird die Schlichtheit der Familie durch ein vom
Kinderchor angestimmtes Kinderkriegslied und ein in Wandlungen wiederkehrendes
Schubertlied ("Ins Grüne, ins Grüne") ohrenfällig, während der Militarismus
natürlich marschmäßig Einzug erhält. Die Chiffren sind brillant in die
Reihentechnik eingearbeitet, und oft kommt es zu Verdichtungen von geradezu
berückender Schönheit.
Dies pazifistische Motiv, Gegenstück zu der aggressiv aufsteigenden
12-Ton-Reihe, die das Gewebe grundiert, erklingt (nicht zu) oft und am
wirksamsten wohl im bestürzenden Ende. Hier gerät die Personnage unter heftigen
Beschuß, wie einmal schon zuvor, (denn nach dem irisierend-irrealen Intermezzo
wiederholt sich fast alles in veränderter Form). Nur dass diesmal nicht unterm
Campingschirm parlierend durchgestanden wird. Büsing (dessen Klänge
atmosphärisch manchmal an Berg denken lassen) scheut auch wirkungsvolle Effekte
nicht: Maschinengewehrsalven vom Band und Schlagzeug im Saal, hinter
Zuschauerrücken — das schlägt nicht nur den Menschen da vorn, sondern auch der
Farce entschieden die Beine weg, als bräche ein Stück Realität in die Kunst.
Wenn der Krach verklingt, tönt die Schallplatte weiter, hängengeblieben in
einer Sequenz des Paso doble, zu dem man soeben noch tanzte. Darunter
mechanisch-gebeinige Xylophon-Klänge, einmal noch die einsame Mundharmonika,
und das Blech fragt mit der Penetranz der früher aufgetauchten Sanitäter: "Gibt
es hier Tote?" Allerdings. — Bühnenwirksam und stark ist Büsings gut
einstündige Oper, die an Freiburgs Musikhochschule unter der Regie Johann-Georg
Schaarschmidts und der präzisen Leitung Ulrich Furrers eine beachtliche
Uraufführung erlebte. (Johanna Hundt)
Der Bund (Bern)
04.04.2001
(zu Bach/ Büsing: Markuspassion Fragment BWV 247
"Und ich erzähle")
Andere Akzente setzt Otfried Büsing, Freiburg, der die von der Forschung
weitgehend akzeptierten (aber deshalb nicht weniger fragwürdigen)
bruchstückhaften Wiederherstellungen von acht Teilen der Markuspassion mit
eigenen Sätzen bereichert. Er konfrontiert Barockes mit seiner auf der
Übertragung des Passionsberichtes durch Walter Jens basierenden persönlichen
Ausdruckswelt. Büsings melodisch kühn geführte, quasi fragmentarisch
instrumentierte Sätze, die für sich allein genügend Ausstrahlung entfalten,
gewinnen in der Gegenüberstellung und der Wechselwirkung mit der Vergangenheit
eine zusätzliche Dimension zeitgemäßer theologischer und musikalischer
Reflexion. Johannes Günther hat die Bach-Sätze und — als eine Schweizer
Erstaufführung — Büsings Passionsbericht "Und ich erzähle" zu einem
eindrücklichen, Intellekt und Emotion in gleichem Maß anregenden Erlebnis
gestaltet. (ws.)
Ein Werk von dem 50-jährigen, nun in Freiburg wirkenden Komponisten wählte
Johannes Fritzsch als programmatische Schlagzeile für die neue philharmonische
Saison: Büsings "Affaire" mag äußerlich von den Stichdaten "10 Jahre deutsche
Einheit" und "150 Jahre Badische Revolution" angestoßen sein, inhaltlich bietet
die fast 20-minütige Orchesterskizze aus dem Jahr 1998 eine aufregende Fahrt
ins Schattenreich der Poesie. Nach dem einleitenden Akkord-Blitzschlag tasten
sich drei große Crescendo-Bewegungen durch die Tonalität. Fragile Klang-Fragen,
ein hohes Maß an gewollter Indifferenz und Uneindeutigkeit kulminiert in
mächtigen Ballungen, die wiederum von einem Gesang der hohen Streicher (Geigen,
Bratschen, Celli) abgelöst werden und sich am Ende sogar in die Unendlichkeit
höchster Entrückung verflüchtigen: Mehr als ein Achtungserfolg für den
anwesenden Klangschöpfer. (Jens Voskamp)
Badische Zeitung
22.05.2006
(zu "Carissima amica", 5 Gesänge nach Brieftexten von W. A. Mozart)
Für den Höhe- und Schlusspunkt sorgten Uschi Groß (Klavier) und Julia Mende
(Sopran) mit ihrer Interpretation von Otfried Büsings "Carissima amica": Der
Freiburger Hochschullehrer vertonte bereits acht Jahre vor dem "Mozartjahr"
fünf Briefe des exzentrischen Salzburgers. Da war alles drin, und die Sängerin
hat alles rausgeholt: lupenrein und hochkonzentriert, aber nie angestrengt. Sie
jonglierte mit den Tönen wie Mozart mit den Worten, Sprechgesang folgte auf
fiebrige Koloraturen, Pathos aus Sprunghaftigkeit, experimentelle Sequenzen auf
liturgische Momente. Lebendig, quirlig, irrwitzig, verrückt: Danach konnte nur
noch starker Beifall folgen.
the clarinet
6 / 2000
(zu "Images virtuelles" für Klarinette, Bassklarinette
und Klavier, CD AP 531 292-7)
This work is a set of five character pieces of 15 minutes duration,
well-crafted, colourful and exciting. Throughout, from the almoust Schönbergian
"Valse" to the concluding slow movement with the use of some effects such as
multiphonics, flutter tonguing, and inside-the-piano-technique, the music is
engaging and fresh. The use of "extended techniques" throughout this piece is
minimal and when used seems perfectly natural and organic, and is executed by
the performers with ease and panache. (William Nichols)
Musica sacra
1 / 2002
(zu: Konzert für Orgel und Orchester)
KMD Prof. Carsten Klomp an der Orgel und Mitglieder des Philharmonischen
Orchesters Freiburg unter der Leitung von Johannes Fritzsch musizierten Büsings
eindrucksvolles und anspruchsvolles Werk mit allergrößter Brillanz. Büsings
fünfsätziges Orgelkonzert (Preludio - Danza - cadenza - Caccia - Epilog) bietet
höchst vielfarbige Kombinationen des Orgelklangs mit dem in Sinfoniestärke
besetzten Streichorchester sowie Percussion. Büsing führt hierbei eine genaue
Klangregie, greift insbesondere in die Fußtonlagen des Orgelsoloparts regelnd
ein und erreicht so einen in den Orchesterklang eingebetteten und oft
faszinierend unmerklich aus diesem herauswachsenden Klang des Soloinstruments.
Während in den ruhigen und mit vielen tonalen Anklängen versehenen Rahmensätzen
eher der flächige Orgelklang genutzt wird, bieten "Danza" und "Caccia"
zahlreiche virtuose und perkussive Elemente auch im Orgelpart. Der als formaler
Spiegelpunkt fungierende Mittelsatz mit dem Titel "Cadenza" mutet zunächst
improvisatorisch an, ist aber durch die Aufnahme von Motivik aus den vier
umliegenden Sätzen eigentlich der konstruierteste Satz. (Kord Michaelis)
Die "Lieder von einer Insel" wurden von Otfried Büsing (Jahrgang 1955) für
Hanno Müller-Brachmann vertont, nachdem er den Sänger kennen gelernt hatte. Der
Einblick in die seelische Not der Autorin, die Suche nach Lösungsmustern im
tröstliche Mythos — all das findet Entsprechung in den Noten, die vulkanisch
brodeln. Büsing jagt die Interpreten über tückisches musikalisches Minenfeld,
in eine Welt leidenschaftlich-rumorender wie tief-trauriger Verzweiflung,
welche die Hitze des Atonalen potenziert.
Der junge Komponist (Jahrgang 1955) leitete selbst die Aufführung und verlieh
ihr dadurch Authentizität. Es war gut, dass man diese anspruchsvolle
Erstaufführung gleich zweimal hören konnte, dann Büsing wandelt mit seiner
Vertonung des altitalienischen Originaltextes keine ausgetretenen Pfade. Die
Tonsprache des Chorsatzes ist kühn, aber doch sanglich, untraditionell, aber
fern jeglichem blutlosen Konstruktivismus. Die durch eine musikalische "Formel"
verbundenen Strophen haben sehr eigenes Profil, fesseln durch vielfältigen
Wechsel im Chorsatz vom Unisono bis zur Vielstimmigkeit. Besonders
einfallsreich setzt Otfried Büsing das kleine Kammerensemble von Oboe,
Bassklarinette, Harfe, Violine, Viola und Kontrabass ein. Sie bringen sehr viel
Farbe und kompositorische Kühnheit in das Werk, mit ihrem Einsetzen stößt der
junge Komponist weit in radikal moderne Tonsprache vor. Die von Strophe zu
Strophe wechselnden Soli sind sehr anspruchsvoll, die mitwirkenden
Instrumentalisten meisterten ihren Part vorbildlich.
(Richard Kamp)
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